Wege zum inneren Wachstum

Wertvolle Texte

Die Texte auf dieser Seite können zum Nachdenken anregen, uns dazu verhelfen, uns auf uns selbst zurück zu besinnen und unsere Ressourcen wieder zu erkennen. Da immer wieder einmal neue Texte hinzugefügt werden, lohnt sich ein erneuter Besuch!

Über Ärger

Wenn Du Dich ärgerst, dann leidest Du für die Fehler der anderen.


Über Beziehungen

Ich möchte

mich um Dich kümmern,

ohne Dich verändern zu wollen;

Dich lieben,

ohne Dich einzuengen;

Dich wertschätzen, ohne Dich zu bewerten;

Dich ernstnehmen,

ohne Dich auf etwas festzulegen;

zu Dir kommen,

ohne mich Dir aufzudrängen;

Dich einladen,

ohne Forderungen an Dich zu stellen;

Dir etwas schenken,

ohne Erwartungen daran zu knüpfen;

von Dir Abschied nehmen können, ohne wesentliches versäumt zu haben;

Dir meine Gefühle mitteilen,

ohne Dich für sie verantwortlich zu machen;

Dich informieren, ohne Dich zu belehren;

mich an Dir freuen, so wie Du bist.

   

Die fünf Freiheiten

Virginia Satirs "Fünf Freiheiten" bringen zum Ausdruck, wie wir

unsere Ressourcen nutzen und wie wir kreativ wählen können:

                        

Die Freiheit zu sehen und zu hören, was ist,

statt zu sehen und zu hören, was sein sollte

oder einmal sein wird.

Die Freiheit zu sagen, was du fühlst und denkst,

statt zu sagen, was du darüber sagen solltest.

Die Freiheit zu fühlen, was du fühlst,

statt zu fühlen, was du fühlen solltest.

Die Freiheit, um das zu bitten, was du möchtest,

statt immer auf die Erlaubnis dazu zu warten.

Die Freiheit, um der eigenen Interessen willen Risiken einzugehen,

statt sich dafür zu entscheiden, "auf Nummer Sicher zu gehen"

und "das Boot nicht zum Kentern zu bringen".

              

Über das Glück

Glück findet, wer durch eine harte Schule geht. Er versteht, dass eine Not nicht unbedingt eine Not und eine Freude nicht unbedingt eine Freude ist. Ständig drehen sie sich im Kreis, laufen dem nach, was sie mögen, und laufen vor dem davon, was sie nicht mögen – dabei besteht das größte Glück darin, sich einfach auf alles einzulassen.

Sawaki Kodo, japanischer Zen-Meister

Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.

Charles-Louis de Secondat Montesquieu, französischer Schriftst. und Philosoph, 1689-1755

Glück ist der Stuhl, der plötzlich dasteht, wenn Du Dich zwischen zwei andere setzen wolltest.

George Bernard Shaw

Ich bin mit meinem Leben glücklich, nicht so sehr mit mir selbst.

Michel Foucault, französischer Philosoph, 1926-1984

Wenn ich mit intellektuellen Freunden spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt.

Bertrand Russell, englischer Philosoph, 1872-1970 

Alles ist gut. Alles. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles. Alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski, russischer Schriftsteller, 1821-1881

                                 

      Was ist ohne die Liebe?             

OHNE LIEBE IST DIE WELT EIN SARG,           

IN DEM DAS LEBEN FRÜHZEITIG AUFGEBAHRT LIEGT.           

PFLICHT ohne Liebe macht VERDRIESSLICH              

VERANTWORTUNG ohne Liebe macht RÜCKSICHTSLOS                  

GERECHTIGKEIT ohne Liebe macht KALT              

WAHRHEIT ohne Liebe macht KRITIKSÜCHTIG              

KLUGHEIT ohne Liebe macht INTRIGANT              

FREUNDLICHKEIT ohne Liebe macht HEUCHLERISCH                  

ORDNUNG ohne Liebe macht KLEINLICH              

SACHKENNTNIS ohne Liebe macht RECHTHABERISCH              

MACHT ohne Liebe macht GEWALTTÄTIG              

EHRE ohne Liebe macht HOCHMÜTIG              

BESITZ ohne Liebe macht GEIZIG              

GLAUBE ohne Liebe macht FANATISCH              

Wehe denen, die mit ihrer Liebe geizen.              

Sie sterben, bevor ihre Zeit um ist.              

LAOTSE             

    

Ich bin ich

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden wie mich.

Es gibt Menschen, die mir in vielem gleichen,

aber niemand gleicht mir aufs Haar.

Deshalb ist alles, was von mir kommt,

mein Eigenes,

weil ich mich dazu entschlossen habe.

Alles, was mit mir zu tun hat, gehört zu mir.

Mein Körper, mit allem was er tut,

mein Kopf, mit allen Gedanken und Ideen,

meine Augen, mit allen Bildern, die sie erblicken,

meine Gefühle, gleich welcher Art -

Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung,

Begeisterung.

Mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen,

höflich, lieb oder schroff, richtig oder falsch.

Meine Stimme, laut oder leise,

und alles, was ich mir selbst oder anderen tue.

Mir gehören meine Phantasien,

meine Träume, meine Hoffnungen, meine Befürchtungen,

mir gehören all meine Siege und Erfolge

und all meine Niederlagen und Fehler.

Weil ich mir ganz gehöre,

kann ich mich näher mit mir vertraut machen.

Dadurch kann ich mich lieben

und alles, was zu mir gehört, freundlich betrachten.

Damit ist es mir möglich,

mich voll zu entfalten.

Ich weiß, dass es einiges an mir gibt,

das mich verwirrt, und manches,

das ich noch gar nicht kenne.

Aber solange ich freundlich und liebevoll mit mir umgehe,

kann ich mutig und hoffnungsvoll

nach Lösungen für Unklarheiten schauen

und Wege suchen,

mehr über mich selbst zu erfahren.

Wie auch immer ich aussehe und mich anhöre,

was ich sage und tue,

was ich denke und fühle,

immer bin ich es.

Es hat seine Berechtigung,

weil es ein Ausdruck dessen ist,

wie es mir im Moment gerade geht.

Wenn ich später zurückschaue,

wie ich ausgesehen und mich angehört habe,

was ich gesagt und getan habe,

wie ich gedacht und gefühlt habe,

kann es sein,

dass sich einiges davon als unpassend herausstellt.

Ich kann das, was unpassend ist, ablegen

und das, was sich als passend erwiesen hat, beibehalten

und etwas Neues erfinden für das,

was ich abgelegt habe.

Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, sprechen und

handeln.

Ich besitze die Werkzeuge, die ich zum Überleben

brauche,

mit denen ich Nähe zu anderen herstellen

und mich schöpferisch ausdrücken kann,

und die mir helfen,

einen Sinn und eine Ordnung

in der Welt der Menschen und der Dinge

um mich herum zu finden.

Ich gehöre mir

und deshalb kann ich aus mir etwas machen.

Ich bin ich

und so, wie ich bin, bin ich ganz in Ordnung.

Virginia Satir

         

Über die Unzufriedenheit

Du bist nie zufrieden: Nicht einmal mir Dir selbst bist Du zufrieden, und deshalb tust Du Dein Bestes, um ein anderer zu werden. Aber genau das ist der Punkt, an dem Dein Irrtum anfängt: Du bist kein anderer als der, der in diesem Moment unzufrieden sein Leben mit sich selbst lebt. Keiner könnte das an Deiner Stelle für Dich sein. Und alles, was Du in diesem Moment denkst und tust, bist Du selbst, unersetzbar so, wie Du bist – das heißt, es gibt kein wahres, glückliches Selbst außer diesem unzufriedenen Selbst hier und jetzt.

Sawaki Kodo, japanischer Zen-Meister

        

Über Hindernisse

Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lassen sich Treppen                                    bis in den Himmel bauen!

 Erich Kästner         

     

Über die Besinnung – De Consideratione

(ein Text für Menschen, die dazu neigen, mehr für andere als für sich selbst da zu sein)

"Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du - nach dem Wort des Herrn - alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? (...) Wie lange noch schenkst Du allen andern Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selbst? Du fühlst Dich Weisen und Narren verpflichtet und verkennst einzig Dir selbst gegenüber Deine Verpflichtung? Narr und Weiser, Knecht und Freier, Reicher und Armer, Mann und Frau, Greis und junger Mann, Kleriker und Laie, Gerechter und Gottloser - alle schöpfen aus Deinem Herzen wie aus einem öffentlichen Brunnen, und Du selbst stehst durstig abseits? Wenn schon der der Verdammnis verfällt, wer seinen Anteil schrumpfen lässt: Was geschieht erst mit dem, der ihn sich ganz aus den Händen nehmen lässt? Und bist Du nicht jedem fremd, wenn Du Dir selbst fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer; ich sage nicht: Tu das oft; aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“

Bernhard von Clairvaux  (ca. 1090-1153)

          

Über Berührungen

Die Berührung ist die Wurzel.

Und so sollten wir auch mit ihr umgehen.

Wir müssen unsere Babys so nähren,

dass sie wirklich satt werden,

innen wie außen.

Wir müssen zu ihrer Haut sprechen

und zu ihrem Rücken,

denn diese dürsten

und schreien

genauso wie ihr Bauch.

Wir müssen sie mit Wärme und Zärtlickeit

genug und mehr als genug füttern.

Denn das brauchen sie ,

so sehr wie Milch.

Berührt, gestreichelt und massiert werden,

das ist Nahrung für das Kind.

Nahrung , die genauso wichtig ist

wie Mineralien, Vitamine und Proteine.

Nahrung, die Liebe ist.

     Frédérick Leboyer, Schöpfer der "sanften Geburt"

                  

Über Stärken und Schwächen

Lege die Vorzüge

Deiner Schwächen offen

bevor Du Dich

hinter dem Stolz

Deiner Stärken versteckst.

  

Die Sehnsucht der Fische nach Wasser

Alle Menschen müssen die Phase der Gefangenschaft durchlaufen. Diese Phase ist jedoch nicht als sinnlose Episode in der Entfaltung des Lebens anzusehen. Man muss das Eingesperrtsein erfahren haben, um das Freisein richtig schätzen zu können.

Wenn der Fisch in seinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal aufs Trockene geraten ist, hat er keine Möglichkeit, den Wert des Wassers richtig zu schätzen.

Von seiner Geburt bis zu seinem Tod hat er nur im Wasser gelebt und ist deshalb nicht in der Lage zu verstehen, was Wasser für sein Dasein wirklich bedeutet. Wird er aber auch nur einen Augenblick aus dem Wasser genommen, so sehnt er sich nach Wasser. Durch diese Erfahrung wird er fähig, den Wert des Wassers zu begreifen.

Desgleichen bliebe dem Menschen der wahre Wert der Freiheit verborgen, wenn das Leben immerzu frei wäre und keinerlei Erfahrung von Gefangensein brächte. Die Erfahrung geistiger Gefangenschaft und der brennende Wunsch nach Befreiung sind beide eine Vorbereitung für die uneingeschränkte Freude an der Freiheit, die kommen wird.

Meher Baba (indischer Mystiker, 1894-1969)

   

Über das Leben

Das Leben fragt uns nicht in Worten, sondern in Form von Tatsachen, vor die wir gestellt werden, und wir antworten ihm auch nicht in Worten, sondern in Form von Taten, die wir setzen.

Victor Frankl, 1905-1997

 

Seelenkörner

Wir sind aufgegangene Seelenkörner,

die der Sonnenwind

auf die Erde geweht hat ...  

     

Über die Stille

Schenk'

Dir selbst

täglich

eine halbe Stunde

Stille,

damit Du

in Deinem Körper

Deine Seele

wieder

entdeckst.

                   

Gebet

 Herr, wie Du willst, soll es geschehn,

und wie Du willst, so will ich gehn;

hilf' Deinen Willen recht verstehn!

Herr, was Du willst, das nehm' ich hin,

und was Du willst, ist mir Gewinn;

genug, dass ich Dein eigen bin.

Herr, weil Du's willst, drum ist es gut;

und weil Du's willst, drum hab' ich Mut.

Mein Herz in Deinen Händen ruht!

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit;

und wann Du willst, bin ich bereit,

heut und in alle Ewigkeit.            

          

Zeit

Vergangenheit ist Geschichte,

Zukunft ist Geheimnis,

aber jeder Augenblick

ist ein Geschenk!

             

Für Freunde alter Sprachen und Weisheiten über den Weg

Per Crucem ad Rosam!

Per Aspera ad Astra!

        

Nicht nur für Computerfreaks

Anrufer:

Hi, ich hab hier ein neues Programm, das würde ich gern auf meinem persönlichen System installieren. Es heißt LIEBE. Was soll ich denn da als erstes machen?

Hotline:

Auf Ihrer Festplatte gibt es eine Partition, die heißt HERZ. Haben Sie die?

Anrufer:

Ach so, das ist der Trick! Ich hab"s immer auf der Hauptpartition KOPF versucht. Na gut, ich probier das mal Mist, HERZ ist aber ziemlich voll!

Hotline:

Machen Sie mal den Task-Manager auf und gucken unter "Prozesse". Was läuft denn da so?

Anrufer:

Oh je, Alte_Verletzungen.exe, Groll.com, Geiz.com, Ablehnung.exe und lauter so Zeug. Vor allem Hass.exe boah, das krallt sich fast den ganzen Speicher!

Hotline:

Kein Problem. LIEBE wird vieles davon automatisch aus Ihrem Betriebssystem raushauen. Manches bleibt zwar im Hintergrund aktiv, wird aber keine anderen Programme mehr stören. Alte_Verletzungen.exe und Geiz.com müssen Sie aber vor der Installation selber vollständig löschen.

Anrufer:

Nein! Das ist ein ganz wichtiges gutes altes Stück! Das hat mich Jahrzehnte gekostet, all die Komponenten dafür zu sammeln! Muss das wirklich raus?

Hotline:

Ja, das ist unumgänglich. Gehen Sie ins Startmenü und suchen Sie Zubehör/Verzeihung. Das lassen Sie so oft laufen, bis Geiz.com und die Alten_Verletzungen vollständig raus sind.

Anrufer:

Na gut, wenn"s sein muss. LIEBE ist mir einfach so sehr empfohlen worden, das Ding will ich unbedingt hier laufen haben! So, geschafft ... He! Da steht jetzt: "ERROR 490 Programm läuft nicht auf internen Komponenten". Was soll denn das?

Hotline:

Nichts Schlimmes, ist ein altbekanntes Problem. Es bedeutet, dass LIEBE für externe HERZEN konfiguriert ist, aber auf Ihrem eigenen ist es noch nicht gelaufen. Das ist eine von diesen ganz komplizierten Sachen. Ich sag"s mal so: Sie müssen zunächst Ihr eigenes Gerät lieben, bevor es andere lieben kann.

Anrufer:

Hä?

Hotline:

Können Sie den Ordner Selbstakzeptanz finden?

Anrufer:

Ja, hab ich.

Hotline:

Wunderbar. Klicken Sie auf die folgenden Dateien und kopieren Sie die in den Ordner MEINHERZ, und zwar: Selbstvergebung.doc, Selbstschätzung.doc und Güte.txt. Außerdem bitte Selbstbeurteilung.exe aus allen Ordnern löschen und dann den Papierkorb leeren, sonst kommen die immer wieder zurück.

Anrufer:

LIEBE installiert sich jetzt ganz von selbst. Ist das gut so?

Hotline:

Ja, so gehört das. Nun sollte eine Nachricht auftauchen, dass sich LIEBE immer wieder neu lädt, so lange Ihre HERZ-Festplatte läuft. Sehen Sie diese Nachricht?

Anrufer:

Seh ich. Ist die Installation nun abgeschlossen?

Hotline:

Ja, aber denken Sie dran, dass Sie bis jetzt nur die Basisversion installiert haben. Sie müssen sich nun mit anderen HERZEN vernetzen, damit Sie an die Upgrades rankommen.

Anrufer:

Ok. Klasse! Mein HERZ lädt gerade eine wunderschöne Melodie. Auf meinem Bildschirm läuft Lächeln.mpg. Wärme.exe, Friede.exe, Zufriedenheit.doc und lauter so Sachen breiten sich gerade im Speicher aus. Fühlt sich gut an!

Hotline:

Fein. Damit ist LIEBE installiert und läuft. Von diesem Punkt an sollten Sie gut alleine weiterkommen.

Anrufer:

Jetzt brauchen Sie sicher meine Kontonummer wegen der Abbuchung.

Hotline (lacht):

Nein, LIEBE ist Freeware. Geben Sie das Programm bitte an jeden weiter, den Sie treffen, mit allen Komponenten. Die Leute werden es dann ihrerseits weiterverbreiten, und ich wette, dass Sie dann von denen eine Menge ganz feiner neuer Module zurückbekommen.

Anrufer:

Gebongt, will ich gern machen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.

        

Die Fassade und der Hintergrund

"Bitte höre, was ich nicht sage! Lass' Dich nicht von mir narren. Lass' Dich nicht durch mein Gesicht täuschen. Denn ich trage tausend Masken - Masken, die ich fürchte abzulegen.

Und keine davon bin ich. So zu tun als ob ist eine Kunst, die mir zur zweiten Natur wurde. Aber lass' Dich um Gottes Willen dadurch nicht täuschen.

Ich mache den Eindruck als sei ich umgänglich, als sei alles sonnig und heiter in mir, innen wie außen. Als sei mein Wesen Vertrauen und Kühle, so als könne ich über alles bestimmen und brauchte niemanden. - Aber glaub’ mir nicht.

Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist meine Maske. Darunter ist nichts Entspre-chendes. Darunter bin ich, wie ich wirklich bin. Verwirrt, in Angst und alleine. Aber ich verberge das, weil ich nicht möchte, dass es irgend jemand merkt. Beim bloßen Gedanken an meine Schwächen bekomme ich Panik und fürchte mich davor, mich anderen überhaupt auszusetzen.

Gerade deshalb erfinde ich verzweifelte Masken, hinter denen ich mich verbergen kann: eine lässige, kluge Fassade, die mir hilft. etwas vorzutäuschen - die mich vor dem wissenden Blick sichert. der mich erkennen würde.

Aber das sage ich Dir nicht. Ich wage es nicht Ich habe Angst davor. Ich habe Angst. das Dein Blick nicht von Annahme und Liebe begleitet wird. Ich befürchte, Du wirst gering von mir denken und über mich lachen, und Dein Lachen würde mich umbringen. Ich habe Angst, dass ich tief drinnen in mir selbst nichts bin und dass Du das siehst und mich abweisen wirst. So spiele ich mein verzweifeltes Spiel: eine sichere Fassade außen und ein zitterndes Kind innen.

Ich rede daher im gängigen Ton oberflächlichen Geschwätzes.

Ich erzähle Dir alles, das in Wirklichkeit nichtssagend ist. und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit.

Deshalb lass' Dich nicht täuschen. von dem was ich aus Gewohnheit daherrede. Höre sorgfältig hin und versuche zu hören, was ich nicht sage, - was ich gern sagen möchte, was ich um des Überlebens Willen aber nicht sagen kann.

Ichl hasse Versteckspielen. Wirklich! Ich verabscheue dieses oberflächliche Spiel, das ich da aufführe.

Übersieh’ mich nicht - bitte, übergeh’ mich nicht. Die lang andauernde Überzeugung wertlos zu sein, schafft dicke Schutzmauern. Je näher Du mir kommst. desto blinder schlage ich zurück. Ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie. Meine Hoffnung liegt darin, dass Liebe stärker ist als jeder Schutzwall. Versuche diese Mauern abzubauen, Stein für Stein, mit sicheren, behutsamen Händen - das Kind in mir ist verletzlich. Wer ich bin fragst Du?

Ich bin jemand, den Du sehr gut kennst. Ich bin jedermann, den Du triffst - jeder Mann und jede Frau, die Dir begegnen.“

    

Wo geht's denn hier zum Bahnhof?

Ein Mensch fragt: „Wo geht es denn hier zum Bahnhof?"

Und dies sind die Antworten, alphabetisch sortiert nach kommunalem System und lokaler Sprache.

Allgemeinarzt: "Sind Sie privat versichert?"

Atemtherapeut: "Der Atem wird Ihnen den Weg zeigen"

Benchmarker: "Wer kann so ein Problem am besten lösen? Nehmen Sie sich den als Vorbild."

Bioenergetiker: "Schau mal, dein Körper kennt schon die Antwort. Mach mal: Sch-sch-sch . .! Geht doch!“

Caritasmitarbeiter: „In Deutschland werden die Menschen nicht über den Weg zum Bahnhof informiert!“

Coach: „Sind Sie Teil der Lösung oder Teil des Problems?“

Esoteriker: "Wenn Du dahin sollst, wirst Du den Weg auch finden."

Klassischer Familientherapeut: „Was ist Dein sekundärer Gewinn, wenn Du mich nach dem Weg zum Bahnhof fragst? Möchtest Du meine Bekanntschaft machen?“

Familienaufsteller: „Wenn Sie ihren Vater hinter sich spüren würden, hätten sie den Bahnhof schon längst gefunden!„

Freudianer: „Sagen Sie mir doch bitte, inwiefern Sie vielleicht selbst der Bahnhof sind!“

Gedächtnistrainer: „Angenommen, ich würde Ihnen den Weg beschreiben. Mit welcher Eselsbrücke könnten Sie sicherstellen, daß Sie sich jederzeit wieder daran erinnern?“

Geistheiler: „Für die Antwort brauchen wir viel positive Energie. Lass uns einen Kraftkreis bilden und Deinen Schutzgeist anrufen!“

Gesprächstherapeut: "Sie möchten wissen, wo der Bahnhof ist?"

Gesprächspsychotherapeut: "Sie wissen den Weg zum Bahnhof nicht, und das macht Sie traurig?"

Gestalttherapeut: "Du, lass es doch einfach voll zu, dass Du zum Bahnhof willst!"

Humanistischer Psychologe: "Wenn Sie wirklich dahin wollen und einfach nur ganz fest an sich glauben, dann werden Sie den Weg auch finden."

Hypnotherapeut: „Schließen Sie die Augen. Entspannen Sie sich! Fragen Sie nun Ihr Unterbewusstsein, ob es Ihnen bei ihrer Suche behilflich sein will.“

Journalist: „Aus ihrer Frage machen wir einen Artikel im Lokalteil unserer nächsten Wochenend-Ausgabe!“

Kreativitätstherapeut: „Hüpfen Sie solange auf einem Bein herum, bis ihr Kopf eine spontane Idee erzeugt!“

Aus der analytischen Philosophie stammender logische Grundlagenforscher: „Nimm Bahnhof = b, potentieller Reisender = r, intendiertes Reiseziel = i, Menge der möglichen anderen Reiseziele, wenn er falsch einsteigt = I, Ort des Aufenthalts von r zum Zeitpunkt t = O(r,t); Distanz vom Bahnhof zu O(r,t) = d b, O(r,t)) (Ohne Beschränkung der Allgemeinheit sei der Ort des Bahnhofs mit b identifiziert und für den Zeitraum der Fragestellung als fix anzunehmen.) - Betrachten wir nun die Menge der partiellen potentiellen Modelle für (B,r,i,I, O(x,y), d(z,w)) in Abhängigkeit vom Zeitmodell (relativistisch oder newtonsch, verzweigte oder lineare Zeit, ...), so ergibt sich aufgrund der Braithwaite-Ramsey-Vermutung bei geeigneten Vorbedingungen eine prognostische Relevanz, die sehr interessant wäre, wenn der Kerl mir weiter zugehört hätte!„

Lehrer: "Wenn Sie aufgepasst hätten, müssten Sie mich nicht fragen."

Logopäde: „Das heißt nicht „Bannhoff“, sondern „Baahhnhoof“. Versuchen Sie‘s noch einmal!“

Logo-Therapeut: "Welchen Sinn macht es, zum Bahnhof zu gehen?"

Lösungsfokussierter Kurztherapeut: „ Angenommen, ....... Sie wären heute Abend ...... nachhause gegangen, und....... - mitten in der Nacht -...... geschieht ein Wunder...... und was Sie zu mir geführt hat, ist gelöst...... - einfach so! -,...... aber es geschah ja, während Sie schliefen -..... woran ...... würden Sie beim Erwachen merken, dass sie schon am Bahnhof sind? Wer außer Ihnen könnte es sonst noch merken? Und woran?„

Manager: „Fragen Sie nicht lange! Gehen Sie einfach los!“

Moderator: „Welche Lösungswege haben Sie schon angedacht? Schreiben Sie alle hier auf diese Kärtchen!“

Mutter: „Kind, was willst Du am Bahnhof? Halt Dich an Deine Familie!“

Neurolinguistischer Programmierer: „Stell Dir vor, Du bist schon im Bahnhof. Welche Schritte hast Du zuvor getan?

Neurologe: „Sie haben also die Orientierung verloren. Passiert Ihnen das öfter in letzter Zeit?“

Pädagoge: „Ich weiß natürlich, wo der Bahnhof ist. Aber ich glaube, dass es besser für Dich ist, wenn Du es selbst herausfindest!“

Physiotherapeutin: Sie schaffen das! Spannen Sie dazu mal richtig ihre Beinmuskeln an und rennen Sie los!

Systemische Physiotherapeutin: Hier ist ein Stadtplan. Prüfen Sie wieviel Kraft heute in Ihnen steckt und wieviel Sie für diese Aktion verwenden möchten. Anschließend wählen Sie das passende Transportmittel, also per Pedes, Fahrrad, Trampen, Straßenbahn, Taxi und so weiter. Viel Erfolg!

Politiker: „Nun, gerade in bezug auf diese Frage haben wir im Gegensatz zur Opposition und im übrigen auch in voller Übereinstimmung mit unserem Parteivorsitzenden immer ein offenes Ohr für alle Belange, die unsere Bürger betreffen und das auch und gerade in den neuen Ländern.“

Priester: „Heiliger Antonius! Gerechter Mann! Hilf, daß er ihn finden kann!“

Psychiater: „Seit wann bedrängt Sie diese Frage?“

Psychoanalytiker: "Sie meinen dieses dunkle Gebäude, wo die länglichen Züge immer rein und raus fahren?"

Psychodrama-Therapeut: „Zum Bahnhof? Fein. Das spielen wir doch gleich mal durch. Geben Sie mir Ihren Hut, ich gebe Ihnen meine Jacke und dann ...“

Provokanter Therapeut: „Ich wette, Sie werden den Weg zum Bahnhof nie finden!“

Rational-Emotiver-Therapeut: "Nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum Sie zum Bahnhof gehen wollen."

Reinkarnationstherapeut: „Geh zurück in der Zeit- bis vor Deine Geburt! Welches Karma läßt Dich immer wieder auf die Hilfe anderer angewiesen sein?“

Releaser: "Da mußt Du erstmal Deine Widerstände loslassen, die Dich hindern, den Bahnhof zu finden. Probier doch mal den Satz: "Ich lasse los die Angst vor den Konsequenzen, wenn ich wirklich den Bahnhof finde!"

Sozialarbeiter: "Keine Ahnung, aber ich fahr‘ Dich eben hin."

Sozialpädagoge: "Du, das weiß ich auch nicht, aber ich finde es total gut, dass wir beide so offen darüber reden können."

Soziologe: „Bahnhof? Zugfahren? Sie? 1. oder 2. Klasse?“

Systemischer Coach: "Wenn ich Ihnen die Lösung vorkaue, wird das Ihr Problem nicht dauerhaft beseitigen."

Systemischer Strukturaufsteller: „Wählen Sie einfach unter den Vorübergehenden jemand für den Bahnhof aus! Was ändert sich für Sie, wenn Sie sich ihm nähern? Gibt es vielleicht etwas dabei, um das es eigentlich auch noch geht, außer dem Bahnhof?„

Systemiker: „Was glauben sie, was es für ihre Frau bedeutet, wenn sie erfährt, dass sie zum Bahnhof wollen? Und was glauben sie, wird ihre Schwiegermutter vermuten, was ihre Frau sagen wird?"

Systemischer Familien-Therapeut: "Ich frage mich, was Ihre Mutter dazu sagen würde, wenn Ihr Vater diese Fragen stellt?"

Tiefenpsychologe: "Sie verspüren wieder diesen Drang zu reisen?"

Trendscout: "Geil, aus deiner Frage mache ich ein plattes Feature für die Rubrik Sex & Co. unserer City-Illu!"

Unternehmensberater: "Da müssen wir erst mal einen klaren Kontrakt machen und ein Lenkungsteam installieren, bevor wir an dieser Frage arbeiten können."

Verhaltenstherapeut: "Heben Sie zuerst den rechten Fuß, strecken Sie ihn aus, schieben Sie ihn nach vorne, und setzen Sie ihn wieder auf! Gut! Hier haben Sie ein Bonbon."

Vox populi: „Zum Bahnhof? Da gehse ersma die zweite Ampel links, dann wieder rechts, bis dahin, wo früher der Aldi war, dann an unsern Vereinsheim vorbei, dann wo der Willi wohnt rechts und dann frachse da noma nach!“

Zeitplanexperte: „Haben Sie überhaupt genügend Pufferzeit für meine Antwort eingeplant?“

Die Grundform dieser Lebensweisheiten fand Matthias Varga von Kibéd unter http://www.boag.de/sceptic-60001.html im Netz - sie ist von "Dr. Artus P. Feldmann" (ein Pseudonym von ... mehr findest Du unter: http://www.boag.de ), der Text wurde erweitert von Matthias Varga von Kibéd, Arist von Schlippe u.a.